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1. Schulj. 4 - S. 15

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 15 — ihn, als er zur Verlobung mit der Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig bereit war. Für Friedrich war diese Zeit deshalb besonders wichtig, weil er sah, wie wertvoll im Staate Ordnung und Sparsamkeit ist. Der Vater machte ihn zum Oberst eines Regiments und schenkte ihm das Schloß Rheinsberg nicht weit von Potsdam. Hier lebte er mit seiner Gemahlin (die Hochzeit war in dem Schlosse in Salzdahlum bei Wolfenbüttel gefeiert), konnte sich nach Herzenslust mit den Wissenschaften beschäftigen und veranstaltete Konzerte und heitere Feste. Aber er vernachlässigte dabei zur Freude seines Vaters seine Pflichten als Oberst nicht. Der Sohn sah immer mehr ein, daß es der strenge Vater gut mit ihm gemeint habe, und dieser erkannte, daß sein Sohn ein tüchtiger Mann geworden sei. Auf seinem Sterbelager sagte Friedrich Wilhelm 1. freudig: „Ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn zum Nachfolger habe". 4. Die ersten 16 Regierungsjahre. Der Vater hinterließ dem Sohne einen wohlgefüllten Staatsschatz und ein tüchtig eingeübtes Heer. Beides konnte er sehr wohl gebrauchen. Die Heere der damaligen Zeit bestanden meist aus Mannschaften, die sich freiwillig hatten anwerben lassen oder die durch List und Betrug in die Hände der ausgesandten Werber geraten waren. Nicht nur im eigenen Lande, sondern auch in fremden Landern hatte man Werbeoffiziere, deren Aufgabe es war, möglichst viel Soldaten einzustellen, wobei freilich nicht immer die redlichsten Mittel angewendet wurden. Schon 1740 wurde Friedrich König. Im 1. Schlesischen Kriege nahm er der österreichischen Kaiserin Maria Theresia Schlesien und behauptete im 2. Schlesischen Kriege dieses wertvolle Land. Stets sorgte der sparsame, unablässig tätige König als treuer Landesvater für das Wohl seines Volkes. Die Beamten folgten seinem Beispiele. „Ich bin", sagte er, „der erste Diener meines Staates; mein Stand verlangt Arbeit und Tätigkeit". Er gönnte sich kaum 5—6 Stunden Schlaf und schon um 4 Uhr im Sommer, um 5 Uhr im Winter stand er auf und ging an den Arbeitstisch. Auf alle eingegangenen Schreiben und Bittschriften gab er rasch Bescheid. „Die armen Leute", sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören, denn dazu bin ich da". Das Heer wurde beständig geübt (Feldmanöver); die Provinzen bereiste der nach allem fragende König alljährlich. Der Hofhält war einfach. Die wenigen freien Stunden widmete der König der Musik. In manchen Hofkonzerten blies er selbst die Flöte. 5. Der Siebenjährige Krieg (1756—1763). Als Maria Theresia den König Friedrich mit Hilfe von Frankreich, Rußland, Schweden, Sachsen und vielen anderen deutschen Staaten wieder zum Markgrafen von Brandenburg erniedrigen wollte, begann er den 3. Schlesischen oder Siebenjährigen Krieg. Mit Hilfe von

2. Schulj. 4 - S. 20

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 20- sches Heer nach Frankreich, mußte aber zurückweichen. Die Festungswerke von Braunschweig und Wolfenbüttel ließ er abtragen. 3. Karl Wilhelm Ferdinands Tod. In dem unglücklichen Kriege des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm in. gegen die Franzosen führte der Herzog das preußische Heer an (Schlacht bei Jena und Auerstedt). Bei Auerstedt wurde er durch einen Schuß des Augenlichts beraubt. Als der schwerverwundete Herzog den Kaiser Napoleon bat, er möge ihm das Krankenlager im Braunschweiger Schlosse gestatten, ließ ihm der gefühllose Sieger sagen, er werde ihn als Räuber behandeln, wenn er ihn fange: „Das Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren". Nach flüchtigem Besuche im Schlosse seiner Väter mußte der Herzog weiterfliehen und starb bald an den Folgen der auf der Flucht verschlimmerten Wunde in Ottensen bei Hamburg. Später wurde die Leiche feierlich nach Braunschweig gebracht und in der Fürstengruft des Domes beigesetzt. Auf dem Schloßhofe errichtete das dankbare Volk ihm ein Reiterdenkmal. 4. Friedrich Wilhelm, der Schwarze Herzog. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt hatte Napoleon das Herzogtum Braunschweig dem Königreiche Westfalen zugeteilt, dessen Herrscher sein jüngster Bruder Hieronymus geworden war. (D. I. 3, Ein rechtes Wort.) Nun wurden französische Gesetze und Sitten eingeführt. Vergebens kämpfte der unglückliche Major von Schill gegen die Franzosen. (Schill-Denkmal.) Friedrich Wilhelm war nach der Thronentsagung seines älteren, erblindeten Bruders rechtmäßiger Herzog von Braunschweig und wollte sich sein Erbe nicht rauben lassen. Er beschloß deshalb im Jahre 1809, mit seiner schwarzen Schar den Österreichern zu Hilfe zu ziehen, hörte aber in Böhmen, daß der Kaiser Frieden geschlossen hatte. Nun bahnte er sich den Weg mitten durch die Feinde (Halberstadt, Ölper) bis zur Nordsee und gelangte glücklich nach England, von wo aus die Schwarzen nach Spanien gesendet wurden, um an dem Freiheitskampfe jenes Volkes gegen den Unterdrücker teilzunehmen. (D. I. 3, Friedrich Wilhelm, der Schwarze Herzog.) 5. Der Tod des Herzogs Friedrich Wilhelm. Gegen Ende des Jahres 1813 kehrte der Herzog nach Braunschweig zurück (D. I. 2, Herzog Friedrich Wilhelm im Herzoglichen Waisenhause), zog 1815 mit gegen Napoleon und starb in der Schlacht bei Quatrebras (katterbra) den Heldentod. Die Leiche des Heldenherzogs Friedrich Wilhelm wurde alsbald nach Braunschwecg gebracht, um hier in dem Erbbegräbnisse bestattet zu werden. Um Mitternacht kam sie an. Hinter dem Trauerwagen gingen zunächst die jungen elternlosen Prinzen Karl und Wilhelm. Nach dem Trauergottesdienste im Dome erfolgte die Beisetzung in der Fürstengruft.

3. Schulj. 4 - S. 22

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 22 — die Hände. Die Franzosen kämpften mit dem Mute der Verzweiflung, um sich aus dieser eisernen Umklammerung zu befreien. Die Deutschen erstiegen trotz des höllischen Feuers, das ihnen aus den französischen Geschützen entgegenschmetterte, die Höhen, welche Sedan umgeben, und drängten schließlich die Feinde in die kleine Festung. Denkwürdige Zusammenkunft zwischen Bismarck und Napoleon. Am 2. September ertönte dann der Ruf: „Gefangen der Kaiser, Mac Mahon, sein Marschall, gefangen das ganze französische Heer!" Die Franzosen hatten sich ergeben. Fast 100 000 Mann waren Kriegsgefangene geworden. Dem Kaiser Napoleon wurde Wilhelmshöhe als Aufenthalt angewiesen. Seine Untertanen machten in Paris eine Revolution, und Frankreich wurde wieder eine Republik. (D. I. 3, Kaiser Wilhelm I.) 3. Der Kaisertag von Versailles. Nachdem die Festungen Metz, Straßburg und Paris erobert und die Franzosen überall besiegt waren, wurde Frieden geschlossen. Während des Krieges aber wurde in Deutschland der Wunsch laut, König Wilhelm solle Deutscher Kaiser werden. Am 18. Januar 1871 nahm Wilhelm im Königsschlosse zu Versailles (werßahj) die ihm angetragene Kaiserwürde an. In dem berühmten großen Spiegelsaale stand ein bescheidener Altar mit zwei brennenden goldenen Kronleuchtern und vor dern^ selben ein preußischer Geistlicher in seinem schmucklosen, einfachen Amtskleide. Ihm gegenüber hatten der König, der Kronprinz und viele fürstliche Gäste Platz genommen. Bismarck und Moltke standen in der Nähe des Königs. Ein aus den Soldaten gebildeter Sängerchor leitete die kirchliche Feier ein und sang die Liturgie, dann folgte die Predigt. Mit einem brausenden „Nun danket alle Gott!" schloß die kirchliche Feier. Der König erhob sich und schritt, gefolgt von allen Prinzen und Fürsten und dem Grafen Bismarck, durch die Galerie gerade auf die Erhöhung zu, wo alle Fahnenträger aufgestellt waren. Am Rande der Erhöhung stand der greise, fast vierundsiebzigjähriae König, zu seiner Rechten der Kronprinz, links der Bundeskanzler; die Fürsten traten hinter den König. Mit bewegter Stimme sagte dieser, daß ihm die Kaiserkrone von allen deutschen Fürsten und freien Reichsstädten und von den Vertretern des norddeutschen Bundes angetragen worden sei, und daß er sie annehme und in diesem Sinne heute eine Bekanntmachung an das deutsche Volk erlasse, die der Bundeskanzler jetzt vorlesen werde. Nach dem Verlesen der Bekanntmachung trat der Großherzog Friedrich von Baden vor und rief mit lauter Stimme: „Es lebe hoch König Wilhelm, der Deutsche Kaiser!" 4. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms I. Kaiser Wilhelm war vom frühen Morgen bis zum späten Abend tätig und gönnte sich

4. Schulj. 4 - S. 25

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 25 — Gefühlen erziehen, die mich an das Vaterland ketten". Im Neuen Palais bei Potsdam verlebte Wilhelm mit seinen Geschwistern eine fröhliche Jugendzeit. Er wurde von tüchtigen Lehrern unterrichtet und lernte auch reiten, fechten, schwimmen und rudern. Nach seiner Konfirmation besuchte er 3 Jahre das Gymnasium zu Kassel, besorgte dort willig in der Schule kleine Dienste, war gegen seine Mitschüler freundlich und gefällig und bestand die Abgangsprüfung in ehrenvoller Weise. 1877 trat er als Offizier ins Heer und war mit Leib und Seele Soldat wie sein Großvater. „Nun gehe'hin und tue deine Pflicht, wie sie dir gelehrt werden wird. Gott sei mit dir!" hatte dieser zu ihm gesagt. Er tat pünktlich und gewissenhaft seine Schuldigkeit; auch das Wohl seiner Soldaten lag ihm am Herzen. Im Jahre 1879 besuchte er dann die Universität in Bonn, studierte hier fleißig und erwarb sich die vielen Kenntnisse, die ein Herrscher nötig hat. 2. Familienleben. Kaiser Wilhelm ist mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein vermählt, die sich schon als junge Prinzessin durch Einfachheit und Frömmigkeit, Anmut und Güte alle Herzen gewonnen hatte. (D. I. 2, Wohlzutun und mitzuteilen, vergesset nicht.) Bei ihrer Trauung bestand sie darauf, daß von dem Gesänge „Jesu, geh voran" (Nr. 271 unseres Gesangbuches) auch der Vers gesungen werde: „Soll's uns hart ergehn, laß uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen niemals über Lasten klagen, denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir". Sie hat dem Kaiser sechs blühende Söhne und eine Tochter geschenkt, welche einfach und streng erzogen werden und das höchste Glück ihrer Eltern sind. (D. I. 3, Kaisers Geburtstag. Ein Kaiserwort. Wie lieb die Kaiserin Auguste Viktoria ihre Kinder hat.) Während der Kaiser für das Wohl des Vaterlandes unermüdlich tätig ist, fördert die Kaiserin alle Werke der christlichen Liebe, unterstützt die Notleidenden und tröstet die Unglücklichen. Xiv. Mus Maunschweigs Geschichte. 1. Herzog Wilhelm. Karl und Wilhelm waren die Söhne Friedrich Wilhelms, des Schwarzen Herzogs. Sie traf das Unglück, daß die Eltern sehr früh starben und die Erziehung nicht gut war. Karl wurde zuerst Herzog, regierte aber schlecht. Die Braunschweiger zündeten das Schloß an, und Karl mußte flüchten. Dann berief man Wilhelm, der damals Major in Berlin war, auf den Thron, und 54 Jahre lang hat er segensreich regiert. Viele schöne Bauwerke entstanden in seiner langen Regierungszeit: das Schloß mit dem Viergespann, der Bahnhof, das Hoftheater, das Museum, das Justiz- und das Polizeigebäude, die Technische Hochschule, Gymnasien in vielen Städten des Landes, die Bibliothek in Wolfenbüttel, die Landesirrenanstalt in Königslutter usw. 1884 starb Herzog Wil-

5. Schulj. 4 - S. 14

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 14 — Nach dem Willen seines Vaters sollte er ein guter evangelischer Christ, ein tüchtiger Soldat und ein sparsamer Haushalter werden, denn durch diese drei Tugenden hatte der Vater den preußischen Staat emporgebracht. Aber der Kronprinz wurde in vielen Stücken das Gegenteil seines Vaters. Weder an der Jagd, noch am Exerzieren fand er Vergnügen; dagegen hatte er wie seine Mutter Neigung zur Musik und zur französischen Sprache. Er spielte meisterhaft die Flöte, las gern französische Bücher und trug lieber den bequemen Schlafrock oder französische Kleidung als die enge und steife Uniform. Als ihn der Vater einmal so überraschte, schalt er ihn einen „Querpfeifer und Poeten", riß ihn an den Haaren durch das Zimmer und schlug ihn sogar. Der schöne Schlafrock wanderte ins Feuer, die französischen Bücher wurden dem Buchhändler zurückgeschickt. Später wurde der Groll des Vaters gegen den Sohn noch dadurch vermehrt, daß dieser nicht nach dem Willen des Vaters eine braunschweigische Prinzessin, sondern nach dem Wunsche der Mutter eine englische Prinzessin heiraten wollte. 2. Der Fluchtversuch und seine Folgen. Der Kronprinz konnte zuletzt die Strenge seines Vaters kaum noch ertragen; außerdem hatte dieser einmal zu ihm gesagt: „Wenn mich mein Vater so behandelt hätte, ich wäre längst davongelaufen; aber Fritz läßt sich alles gefallen". Da beschloß Friedrich, auf einer Reise an den Rhein mit dem Leutnant von Katte nach England zu entfliehen. Aber der Plan wurde entdeckt und vereitelt. Des Vaters Zorn kannte keine Grenzen. „Nie hat ein brandenburgisch Gesicht solche Schmach erlitten", rief Friedrich. Hierauf brachte man ihn unter strenger Bewachung in strenge Hast. Der jähzornige König hätte ihn gar erstochen, wenn nicht ein General dazwischen gesprungen wäre. Auf die Frage des Königs, warum er habe entfliehen wollen, erwiderte er: „Weil Sie mich wie einen niederträchtigen Sklaven behandelt haben". Der König wurde nur mit der größten Mühe dazu gebracht, Friedrich zu lebenslänglichem Gefängnis zu begnadigen. Lange saß er in schwerer Haft in Küstrin und mußte es mit ansehen, wie sein treuer Freund von Katte vor dem Fenster des Gefängnisses enthauptet wurde. Endlich bat er den Vater um Gnade und erleichterte dadurch seine Hast; jedoch mußte er noch längere Zeit in Küstrin unter Aufsicht bei der Regierung arbeiten und auf den benachbarten königlichen Gütern die Landwirtschaft erlernen. 3. Friedrich im Frieden mit dem Vater. Der Vater hatte im Grunde seines Herzens den Sohn doch sehr lieb. Weil Friedrich nun bei seinen Arbeiten ungemeinen Fleiß und große Geschicklichkeit zeigte, wurde der Vater noch mehr zur Milde geneigt und begnadigte

6. Schulj. 4 - S. 19

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 19 — werter und lieber geworden". Und sie war glücklich, „die Liebe des besten Mannes zu besitzen". Die später entlassenen Offiziere litten bittersten Mangel. Viele traten aus Not in den Dienst der Bauern oder wurden Waldarbeiter. Zuerst wurden alle durch Königsberg durchziehenden Offiziere an der königlichen Tafel gespeist; man mußte es aber bald einstellen, da man selbst nicht genug hatte. Der edlen Königin brach das Herz über soviel Unglück. 1810 verschied sie zum großen Herzeleid der Ihrigen. Im still gelegenen Mausoleum zu Charlottenburg ist ihre letzte Ruhestätte. 4. Die Befreiungskriege. 1812 zog Napoleon mit gewaltiger Heeresmacht nach Rußland, wurde aber durch den Brand Moskaus zum Rückzüge gezwungen. Hunger, Schnee und Kälte vernichteten das Heer. Der Übergang über die Beresina vollendete das Werk, und nur 1600 Bewaffnete von 600 000 überschritten wieder die preußische Grenze. Nun begannen Preußen (Blücher), Rußland, Österreich und Schweden den Befreiungskrieg. Durch die große Völkerschlacht bei Leipzig, 1813, wurde Napoleons Macht in Deutschland gebrochen. Die Verbündeten eroberten Paris und verbannten Napoleon nach der Insel Elba. Als Napoleon wieder in Frankreich erschienen war, wurde er 1815 bei Waterloo in Belgien besiegt und nach der Insel St. Helena verbannt, wo er starb. An die Stelle des Deutschen Reiches trat der Deutsche Bund unter Österreichs Führung. X. Iie Kerzöge Karl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm von Irannschweig. 1. Das Herzogtum Braunschweig zur Zeit des Siebenjährigen Krieges. Der Siebenjährige Krieg hatte den braunschweigischen Landen schwere Verwüstungen gebracht. Durch die Österreicher waren Grafschaft und Stadt Blankenburg gebrandschatzt, durch die Franzosen Gandersheim und Wolfenbüttel ausgeplündert worden. Die Einnahme und Brandschatzung der belagerten und geängstigten Hauptstadt hatte der in Eilmärschen heranziehende Prinz Ferdinand von Braunschweig verhindert. Die feindlichen Erpressungen und die verhältnismäßig große Zahl Soldaten, welche als Söldner sehr teuer waren, außerdem die Prachtliebe und Verschwendung des Herzogs Karl I. stürzten das zwar fruchtbare, aber doch immerhin kleine Land in Schulden (fast eine Million Taler). 2. Karl Wilhelm Ferdinands Fürsorge. Er bezahlte die Schulden seines Vaters, indem er ähnlich wie Friedrich der Große für Ackerbau, Handel und Gewerbe sorgte und selbst sehr einfach lebte. Die Beamten hielt er streng zu ihrer Pflicht an, verminderte den Bauern die Zehnten und Herrendienste, verbesserte die Krankenhäuser und Waisenanstalten und förderte den Bergbau des Harzes. Nach Ausbruch der französischen Revolution führte er ein preußi- 2*

7. Schulj. 4 - S. 21

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 21 — Den Schloßplatz ziert sein und seines Vaters Standbild, an beide Heldenfürsten erinnert auch der Obelisk auf dem Monumentplatze zu Braunschweig. Ein Andenken dauernder als Erz haben beide Herzöge in den Herzen der treuen Braunschweiger für ewige Zeiten. Xi. Kaiser Wilhelm I. 1. Wilhelms Jugend. Wilhelm I., geboren am 22. März 1797, war der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der unvergeßlichen Königin Luise. In seiner Kindheit hatte er gesehen, was ein besiegtes Volk zu leiden hatte. Unter der Not des Vaterlandes und den Kränkungen Napoleons war seiner heißgeliebten Mutter das Herz gebrochen. (D. I. 4, Kaiser Wilhelms Lieblingsblume.) 1814 war es dem bis dahin schwächlichen Jünglinge vergönnt, am Kampfe gegen die Franzosen teilzunehmen. Durch seine Unerschrockenheit erwarb er sich das Eiserne Kreuz; an der Seite seines Vaters zog er mit in das besiegte Paris ein. Bei seiner Konfirmation sagte er in seinem Glaubensbekenntnisse: „Meine Kräfte gehören der Welt, dem Vaterlande. Ich will daher in dem mir angewiesenen Kreise unablässig tätig sein, meine Zeit aufs beste zu verwenden und soviel Gutes stiften, wie in meinem Vermögen steht." Stets gedachte er der Worte seiner Mutter: „Suchet den jetzt verdunkelten Ruhm eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern". Seine Gemahlin Augusta von Sachsen-Weimar schenkte ihm zwei Kinder: den nachherigen Kaiser Friedrich und Luise, die spätere Großherzogin von Baden. Lange Jahre wohnten Wilhelm und Augusta in Koblenz. Während er für das Kriegsheer tätig war, schuf die kunstsinnige Augusta die dortigen herrlichen Rheinanlagen. 1861 bestieg er nach dem Tode seines Bruders Friedrich Wilhelms Iv. den preußischen Königsthron. Er steigerte die Wehrkraft Preußens, um sein Volk zu den Kämpfen fähig zu machen, welche dem Deutschen Vaterlande endlich einmal die ihm gebührende Stellung unter den Mächten dieser Welt verschaffen sollten. 2. Sedan. Der Kaiser Napoleon Iii. von Frankreich hatte im Jahre 1870 mit dem König Wilhelm Krieg angefangen. Da verbündeten sich alle deutschen Fürsten mit dem König, die deutschen Heere zogen über den Rhein nach Frankreich, schlugen die Franzosen überall und belagerten die Festung Metz. Am 1. September 1870 kam es zur Schlacht bei Sedan. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm hatte Sedan im Westen, der sächsische Kronprinz Albert im Osten umzingelt, im Norden reichten sich Preußen und Sachsen

8. Schulj. 4 - S. 23

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 23 — nur wemge Stunden Erholung. Alle Regierungsgeschäfte erledigte er mit der größten Pünktlichkeit, verhandelte gewissenhaft mit seinen Ministern, ließ sich über alle wichtigen Angelegenheiten Vortrag halten, nahm persönliche Meldungen und Gesuche entgegen und gmg abends nicht eher zur Ruhe, als bis alles Notwendige erledigt war. Dazu kamen dann noch die vielen Paraden, Manöver, Truppenbesichtigungen u. a. Selbst auf seinen Erholungsreisen im Sommer nach Ems oder Wildbad Gastein ruhte die Arbeit nicht ganz. Auch im hohen Alter gönnte er sich wenig Ruhe. Vergebens mahnten ihn die Ärzte, sich mittags eine halbe Stunde niederzulegen oder des schlechten Wetters wegen eine angesetzte Parade abzusagen. Noch am Tage vor seinem Tode vollzog er mit zitternder Hand die letzte Unterschrift. Als ihn kurz vor seinem Ende seine Tochter Luise, die Großherzogin von Baden, fragte: „Bist du müde, Vater?" antwortete er leise: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein". In allen Dingen des täglichen Lebens war er sehr einfach. Schlafrock und Pantoffeln kannte er nicht, schon am Morgen zog er sich vollständig an; gewöhnlich trug er Uniform. Beständig, sogar auf Reisen und im Kriege, schlief er in einem einfachen, eisernen Feldbett. Von seinen täglich gebrauchten Kleidungsstücken trennte er sich sehr schwer; einen Mantel hat er z. B. auf seinen Spazierfahrten über 25 Jahre getragen. Kaiser Wilhelm war gegen jedermann freundlich und wohlwollend. (D. I. 2, Der Kaiser und der kleine Soldat. 3, Kaiser Wilhelms I. Leutseligkeit gegen den Knaben in Wildbad Gastein. 4, Kaiser Wilhelm am Eckfenster seines Schlosses. Kaiser Wilhelm I. im Lazarett. Der Bergmann von Mansfeld.) 5. Tage des Leidens und Tod. Noch in den letzten Lebensjahren trafen das erlauchte Kaiserpaar schwere Schicksalsschläge. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm erkrankte im Sommer 1887 an einem tückischen Kehlkopfleiden, und die Eltern sahen den geliebten Sohn an der unheilbaren Krankheit dahinsiechen. Ganz unerwartet wurde der zweite Sohn des Großherzogs von Baden, ein dem Kaiserpaare besonders lieber Enkel, durch den Tod dahingerafft. Am 4. März 1888 verbreitete sieb mit Windeseile in alle Lande die Kunde, daß die Kräfte des fast 91jährigen Kaisers abnähmen. Am 9. März hauchte der Gründer des neuen Deutschen Reiches seine Heldenseele aus. Gläubig hatte er die Gebetsworte seines Hofpredigers nachgesprochen. Bei dem Spruche: „Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen" fragte die Großherzogin von Baden ihren Vater, ob er es verstanden habe. Er bejahte es, indem er die letzten Worte leise wiederholte: „Meine Augen haben den Heiland gesehen" Seinen heißen Wunsch, den geliebten Sohn Fritz noch einmal in die Arme schließen zu können, hat ihm Gott versagt.

9. Schulj. 4 - S. 24

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 24 — Niemals ist ein Herrscher mit solcher Teilnahme von Bewohnern aller Weltteile zur letzten Ruhe bestattet worden. An der Seite seiner geliebten Eltern im Mausoleum zu Charlottenburg ruht er aus von seinen segensreichen Werken. Xii. Kaiser Friedrich Iii. 1888. 1. Jugend. Der Sohn und Nachfolger Kaiser Wilhelms I. war Friedrich, als Kronprinz Friedrich Wilhelm genannt. Er wurde geboren am 18. Oktober 1831. Frühzeitig wurde er zum Soldaten ausgebildet. Seine Gemahlin war Viktoria, eine Tochter der Königin von England. (D. I. 2, Ein vornehmer Nachbar. Friedrich in der Schule zu Bornstedt.) 2. Als Kronprinz zeichnete sich Kaiser Friedrich aus im Kriege gegen Österreich, mehr noch im Kriege gegen Frankreich, besonders in den Schlachten bei Weißenburg, Wörth und Sedan. Hier erlangte er die höchste militärische Würde, die eines General-Feld-marschalls. Seine Soldaten hingen an ihm mit großer Liebe; sie nannten ihn „Unser Fritz". Besonders die süddeutschen Soldaten, die Bayern und Württembergs, verehrten ihn wegen seiner Leutseligkeit und Freundlichkeit. (D. I. 3, Der Kronprinz und der Fähnrich.) 1887 wurde der Kronprinz von einem bösen Halsleiden ergriffen, das leider einen sehr schlimmen Ausgang nahm. Unsagbar waren die Schmerzen, die er erdulden mußte; doch ertrug er sie ohne Klagen. Als er am 9. März 1888 durch den Tod seines Vaters zur Regierung berufen wurde, befand er sich in Italien. Er kehrte sofort zurück und übernahm trotz seines schweren Leidens die Regierung als Kaiser Friedrich Iii. 3. Ende. In den drei Monaten, die ihm Gott noch vergönnte, war er ein leuchtendes Vorbild der Geduld und Standhaftigkeit im Ertragen von Schmerzen, ein Vorbild der Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit. Seinem Sohne Wilhelm, unserem jetzigen Kaiser, schrieb er die Mahnung auf: „Lerne zu leiden, ohne zu klagen", seiner Tochter Margarete wünschte er an ihrem Geburtstage: „Bleibe fromm und gut, wie du bisher gewesen bist". Am 15. Juni starb der edle Dulder im Neuen Palais, in welchem er auch geboren war. Uns allen hat er die Mahnung hinterlassen: „Tue deine Pflicht zu allen Stunden, in Leid und Siechtum, in Not und Tod, zu jeder Zeit". Xiii. Kaiser Wilhelm Ii. 1. Jugendzeit. Der 27. Januar ist sein Geburtstag, 1859 sein Geburtsjahr. Als dem Vater Friedrich Wilhelm zur Geburt des ersten Sohnes Glück gewünscht wurde, sprach er: „Wenn Gott meinem Sohne das Leben erhält, so will ich ihn in den Gesinnungen und

10. Schulj. 4 - S. 17

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 17 — König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 80 000 Mann". Nun hatte sich mit einem Schlage die Lage Friedrichs geändert: Schlesien und Sachsen waren vom Feinde befreit. In den folgenden Kriegsjahren gab es noch manche Schlacht. Der tapfere Feldherr Ferdinand von Braunschweig besiegte nochmals die Franzosen. „Herzog Ferdinand, du teurer Held, schlägst die Franzosen alle aus dem Feld". Als dann Friedrichs Feinde sahen, daß sie nichts gegen ihn ausrichten konnten, schlossen sie Frieden. Friedrich behielt Schlesien. 6. Friedrichs Leutseligkeit und Einfachheit. Der gegen seine Beamten und Offiziere sehr strenge, aber gerechte König war gegen alle seine Untertanen ohne Unterschied des Standes gütig und freundlich. Der am Lagerfeuer eingeschlafene Zieten. Zieten an der königlichen Tafel (D. I. 3, Der alte Zieten). Der arme Page im Vorzimmer des Königs. Die alte Frau, welche sich einst an den Reisewagen des Königs gedrängt hat. Einen guten Scherz und ein freimütiges Wort nahm er nicht übel: Der Soldat von Kolm; Seyd-litz bei der Truppenschau. Seine Kleidung war meist sehr abgetragen; die Stiefel trug er so lange, wie sie irgend halten wollten. Sein Hofstaat durfte nicht zu viel kosten. Er sagte: „Da Preußen arm ist, so muß der Regent dieses Landes sparsam sein". 7. Der Alte Fritz. Das Leben des Königs wurde im Alter freudlos und einsam, auch stellten sich Krankheiten ein. Aber immerfort war er tätig für sein Volk (der Kammerdiener Heise). Sein Volk verehrte ihn und grüßte ihn stets ehrerbietig, wenn er sich sehen ließ; jeden Gruß erwiderte er. Er trug stets die blaue Uniform, den großen dreieckigen Hut und einen Krückstock. Auch die Jugend liebte ihn (D. I. 3, Am Mittwoch nachmittag). Am 17. August 1786 starb er an der Wassersucht auf feinem Schlöffe Sanssouci, 74 Jahre alt. Xi. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. 1. Friedrich Wilhelm in der Jugend. Friedrich Wilhelm Iii. war als junger Prinz der Liebling seines Großoheims, des Alten Fritz. (Der im Arbeitszimmer des großen Königs Ball spielende Knabe.) Dieser schätzte ihn seiner Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit wegen und sagte einst zu ihm: „Immer ehrlich und aufrichtig! Wolle nie mehr scheinen, als du bist; sei immer mehr, als du scheinst!" Bei einer anderen Gelegenheit ermahnte er ihn: „Nun, Fritz, werde was Tüchtiges. Großes erwartet dich. Ich fürchte, du wirst einmal einen schweren, bösen Stand haben. Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine. Halte es stets mit dem Volke, daß Zbelttunbe I o
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